Schautafeln der Clouth Ausstellung Nippes

In den Geburtsjahren der deutschen Industrie gründeten unzählige ebenso fähige wie ehrgeizige Männer ihre eigenen Betriebe. Sie waren fasziniert von den gebotenen Möglichkeiten der aufkommenden Technik. Man wollte frei und unabhängig werden und bleiben. Natürlich ging es auch darum, Gewinn zu machen und reich zu werden. Viele von ihnen scheiterten, eine ganze Menge aber brachten es zu großen Erfolg und Welt-Berühmtheit. Viele bedeutenden Unternehmer gingen aus uralten Familien hervor. Diese waren oft bereits seit mehreren Generationen erfolgreich und hatten ihren Abkömmlingen frühzeitig die Geheimnisse vernünftigen Wirtschaftens beigebracht. Viele von ihnen hatten den Startvorteil, branchenerfahren zu sein und/oder auch über ein begütertes Elternhaus zu verfügen. Wenn man sich im Rahmen dieser Homepage umschaut, war dies zum Beispiel auch bei Franz Clouth der Fall. Er hatte zahlreiche technische Ideen, machte viele Erfindungen und verkaufte zahlreiche Produkte nicht nur in Deutschland, vielmehr auch weltweit. In der frühen Zeit des Kapitalismus nahm man natürlich weder moralische Grundsätze, noch Gesetze, die in der Dichte wie heute damals ohnehin nicht vorlagen, nicht so genau. Es war zunächst die Zeit des blanken Liberalismus, alles schien erlaubt, wichtig war nur das es Gewinn und auch Erfolg brachte. Man mag das aus heutiger Sicht verurteilen, wären diese Leute und diese Situation aber nicht gewesen, wäre heute Deutschland nicht die Industrienation, die es tatsächlich maßgeblich im Weltgeschehen ist. Im Rahmen der Bearbeitung des Buches über Franz Clouth durch Manfred Backhausen (Buch: "Leben in Nippes, arbeiten bei Clouth") musste auch dieser aus seiner Sicht, die jedenfalls nicht kapitalistisch einzustufen ist, einräumen, dass Franz Clouth für seine Zeit ein sozial wirkender Unternehmer war (Backhausen/Pulheimer Beiträge zur Geschichte, 2003). Entsprechendes ergibt sich auch im Rahmen der vorliegenden verschiedenen Homepage-Kapitel.

Die deutschen Fürstentümer waren nach der Napoleon-Zeit mit anderen Dingen beschäftigt, als mit der Unterstützung der aufkommenden Technik und damit zusammenhängenden Einsatzfragen. Unternehmerisch waren damals maßgebliche Adelige zeitgeistmäßig noch gar nicht befähigt, von Ausnahmen natürlich abgesehen. man war  den zeitig früher aufgewachten Engländern insoweit geschäftlich hoffnungslos unterlegen. Wer als Unternehmer seinerzeit sein Glück versuchen wollte, sah sich deshalb zunächst in England um, um von dort zu lernen. So auch Franz Clouth, der im Rahmen seiner Tätigkeit um 1860 für ein englisches Kautschuk-Unternehmen eines Tages zufällig angeschwemmte Seefracht fand und nach rechtlichen Verhältnissen in England auch behalten durfte. Dies war der Ausgang seines wirtschaftlichen Wirkens. Er gründete im Jahr 1862 in der Sternengasse 3 in Cöln seine Firma, gerichtet auf den Verkauf englischer Gummiwaren und auch bereits teilweise im Rahmen eigener Herstellung verschiedener eigener Gummiartikel.

Die Zeit seines Firmenbeginns in der Kölner Innenstadt war relativ schnell nicht nur optisch beengt durch Transportproblemfragen und durch die damals noch existente Stadtmauer, vielmehr auch schnell mangels Platzes im Rahmen seines mehr und mehr exklusiven und sich verbreiternden geschäftlichen technischen Wirkens; er brauchte schlichtweg mehr Platz für das, was er vorhatte. Nichts lag deshalb näher, als sich außerhalb Cölns in strategisch viel versprechender Position niederzulassen. Nippes bot aufgrund seiner noch bäuerlich geprägten Struktur mit Nähe zu Cöln damals diese wohl lagemäßig besten Wirkungsmöglichkeiten für sein auch mehr und mehr expansiv werdendes Unternehmen. Seinen Namen hatte dieses Areal seinerzeit durch einen dort gelegenen Bauernhof erhalten, dieser hieß Nipp-Haus, umgangssprachlich und aus örtlicher Bequemlichkeit wurde daraus schnell „Nippes“. Dieses ehemalige bäuerliche Gebiet vor den Toren Cölns wurde dann nicht nur durch Franz Clouth, vielmehr auch durch andere später erfolgreiche Unternehmer sehr schnell zu einer systematisch angelegten Industrieansiedlung. 1888 wurde die Landgemeinde Nippes vom Landkreis Köln abgetrennt und in die Stadt Köln eingemeindet, infolgedessen lag die Firma von Franz Clouth nunmehr wieder in Cöln.

 

Clouth Gummiwerke nach Wickipedia/M. Backhausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Clouth_Gummiwerke

Clouth Gummiwerke  OHG, später GmbH und dann AG war ein 1868 vom Kölner Unternehmer Franz Clouth gegründetes Unternehmen der Gummiwarenindustrie, das mit seinen Produkten deutsche Industriegeschichte geschrieben hat. Teile des Unternehmens gehörten zeitweise den Firmen Felten & Guilleaume und der Continental AG. 1990 übernahm Continental nahezu alle Aktien. Später wurden einige Betriebsteile verkauft, die restliche Produktion am Standort Köln wurde im Dezember 2005 stillgelegt.

Weiter lief die Diskussion, "wie geht es mit Clouth-Gelände und darauf stehenden Bauten weiter?"

                       

                   1. Ballon                                                    Firma Clouth 1900                                          Lenkbares Luftschiff Clouth 1                                                                                                    

             

Gründungsphase

Hohenzollernbrücke Cöln (Eisenbahnbrücke)  ca. 1900

 

Am 10. September 1862 gründete Franz Clouth das Unternehmen mit dem Namen Rheinische Gummiwarenfabrik.[1] Im Jahre 1864 stand der Betrieb im Kölner Adressbuch mit der Bezeichnung "Franz Clouth, Commissionsgeschäft in Gummiwaren zu technischen Zwecken" ; der Sitz des Unternehmens befand sich weiterhin in der Kölner Sternengasse 3, wo sich gleichzeitig auch die Wohnung der Familie Clouth befand. Der Geschäftsumfang vergrößerte sich, sodass ein Umzug des Geschäfts erfolgen musste. Der fand 1868 in den späteren Stadtteil Cöln-Nippes auf ein Gelände von zunächst 10.000 Quadratmetern statt. Der zum Prokuristen ernannte Carl Vorberg stieg 1872 als Mitinhaber (bis 1899) auf, als man Franz Clouth - Rheinische Gummiwaarenfabrik oHG firmierte. Es wird berichtet, dass Clouth täglich vom Familiensitz in der Sternengasse 3 zu Pferde zum Niehler Kirch-Weg (heute Niehler Straße 102) ritt. Erste Gummiprodukte waren Haushaltsgegenstände wie Milchflaschensauger und Hosenträger, es folgte Industriebedarf wie Walzenbezüge, Förderbänder oder Treibriemen. 1870 gab es bereits 70 Beschäftigte; ein 50 m hoher Schornstein (1872) und eine Dampfmaschine (1892) kündigten den Beginn der industriellen Produktion an. Am 14. September 1891 wurde die Firmenleitung dem Elektroingenieur Georg Zapf übertragen. In dieser Phase diversifizierte das Unternehmen stark, es wurden Tauchapparate (1882) hergestellt, welche die Firma 1887 zum Alleinlieferanten der Kaiserlichen Marine aufsteigen ließen. 1890 wurde die Abteilung Kabelwerke gegründet, hier entstanden Guttapercha- und Faserstoff-Telegrafenkabel sowie Fernsprechkabel für die Reichstelegraphenverwaltung (1893), die ersten Knotengeflechtkabel wurden als Stadtkabel in Köln verwendet (1895).Franz Clouth hatte auch die Bedeutung der Kabelproduktion und Kabelverlegung im Rahmen der wirtschaftlichen Auseinandersetzung mit England und des deutschen Kolonialismus erkannt und entsprechend gehandelt. Die erfolgreichsten Geschäfte bei der Verlegung von Kabeln zu den damaligen deutschen Kolonien tätigte die Firma Clouth. Es ist somit kein Wunder, dass Franz Clouth die kolonialen Bestrebungen des deutschen Kaiserreiches unterstützte und förderte. So war er als Mitgründer oder Aufsichtsrat an der deutsch-atlantischen Telegraphengesellschaft, der Osteuropäischen Telegraphengesellschaft, der deutsch-niederländischen Telegraphengesellschaft, der deutsch-südamerikanischen Telegraphengesellschaft und der Kabelwerke Aktien-Gesellschaft Felten &Guillaume (Riebenwerker) in Sankt Petersburg beteiligt. Mit einigen der deutschen Kolonialreisenden stand er im Briefwechsel.

Clouth stellte auch im Krieg, nunmehr vertreten durch Max Clouth, Eigentümer der Firma wurden die Kinder Franz Clouths und seine Ehefrau, d. h. im Ersten Weltkrieg, Schläuche für Autoreifen auch aus künstlichem Gummi her, nachdem die Zusammenarbeit mit Bayer Leverkusen wegen Kunstgummierzeugung (BUNA) in Gang gesetzt worden war. Diese Gummireifen hatten im Durchschnitt eine Lebensdauer von 6.000-8.000 km, was für damalige Zeiten immerhin eine Leistung war

Ein weiteres gewinnbringendes Betätigungsfeld war ohnehin die Rüstungsindustrie. Für die kaiserliche Marine entwickelte und baute Clouth eigene Tauchapparate mit Hör-und Sprechverbindung sowie Luftsäcke zur Werbung von gesunkenen Schiffen (Später fertigte man in ähnlicher Ausrichtung sogenannte "Bunkerkissen", die man im Tagebau, insbesondere der Lagerung von Siloprodukten benutzte, um Verpackungen und Stauungen in solchen Silos durch aufblasen der Bunkerkissen zwecks Ablauf/Abfluss zu lockern.). Die Firma Clouth wurde auch 1887 Monopolist für Tauchapparate der kaiserlichen Marine. Bei der Regatta am 7. Juni 1914 siegte die Yacht „Meteor“ von Kaiser Wilhelm II und erhielt als Trophäe einen vergoldeten Taucherhelm, welchen die Firma Clouth gestiftet hatte (ähnlich dem links dargestellten!).                                                                      Luftschiff Clouth Grafik

         

Land- und Seekabelwerke

              

Die Kabelabteilung vergrößerte sich produktionsbedingt auf eine Fläche von 20.000 Quadratmetern mit 600 Arbeitnehmern und wurde am 11. Mai 1898 in die eigens hierfür gegründeten Land- und Seekabelwerke AG ausgegliedert. Diese konnten mit der Verlegung des dritten Seekabels von Emden nach New York einen spektakulären Auftrag hereinholen. Dieses im Rahmen der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft durchgeführte Projekt wurde am 1. September 1900 in Betrieb genommen. Ein weiterer Auftrag brachte die Verlegung von Kabeln 1898 in St. Petersburg, die erst 2001 ersetzt wurden. Aufsehen erregten auch die Verlegungen eines Unterwasserkabels zwischen Wangerooge und dem Leuchtturm Roter Sand und die Verkabelung des Nord-Ostsee-Kanals. Der Kapitalbedarf der Seekabelwerke war so groß, dass führende Kölner und Berliner Banken (Bankhaus A. Levy & Co., Köln; Dresdner Bank AG, Disconto-Gesellschaft, Privatbanken Bankhaus S. Bleichröder sowie Born & Busse) als Bankkonsortium eine Beteiligung von 50 Prozent übernahmen, die sie 1901 ohne Wissen Clouths an den Kölner Kabelhersteller Felten & Guilleaume übertrugen. F&G übernahm von der Familie Clouth die restlichen 50 Prozent im Jahr 1904, sodass die Land- und Seekabelwerke nicht mehr zur Familie Clouth gehörten.

 

Breite Produktpalette

Über den Dächern der Produktionen (Bilder Banfred Backhausen)

 

Im Jahre 1901 wurde das Restunternehmen in eine GmbH umgewandelt (Rheinische Gummiwarenfabrik Franz Clouth GmbH), die nunmehr Franz und dessen Sohn Max Clouth gehörte bzw. geführt wurde. Graf Ferdinand von Zeppelin besuchte die Firma im Jahre 1898 und brachte einen Auftrag für 18 große trommelförmige Ballons mit, die in das Gerippe des ersten Zeppelin LZ1 eingehängt werden sollten. Im Juli 1900 lieferte die Firma auch die Stoffhülle für den LZ1. Clouth entwickelte und produzierte auch gummierte Seide für die Außenhülle von LZ1. Auch Ballonseide wurde in der Firma gefertigt, und schließlich stellten die Clouth-Werke eigene Freiballons her: „Clouth I“ bis „Clouth V“. Der Ballon „Clouth I“ wurde im Mai 1908 in Betrieb genommen. Das lenkbare Luftschiff  Clouth I. war 42 m lang, hatte einen Durchmesser von 8,25 Metern und ein Gasvolumen von 1700 Kubikmetern, war also relativ klein. Maßgeblich an seiner Entwicklung beteiligt war Franz Clouths Sohn Richard. Am 14. Juli 1907 wurde auf dem Firmengelände mit dem Bau einer Luftschiffhalle begonnen, die 45 Meter lang, 29 Meter breit und 17 Meter hoch war. Hier entstand das erste firmeneigene Luftschiff „Clouth I“, das am 1. Mai 1908 in Betrieb genommen wurde. Die Affinität der Gummi-Industrie zur Luftschifffahrt war damals jedoch keine Besonderheit. Clouth stellte auch bereits frühzeitig Reifen her, zunächst für Fahrräder, später auch für Automobile einschließlich Lastwagen. Als Hersteller von Fahrradreifen initiierte die Firma die Gründung des Cölner Bicycle Clubs, der 1889 die Riehler Radrennbahn bauen ließ, wodurch der Fahrrad-Boom auch in Köln beflügelt wurde.

Das Werk entwickelte sich zum Spezialisten für Gummi-Mehrstoffe (Verbundstoffe), einer Kombination aus Gummi und anderen Materialien. Neben Taucheranzügen entstanden hier gummierte Gewebe für Wagen- und Pferdedecken, Kinderspielzeug, Anzüge für Bergleute und Matrosen, Schürzen und Gummihandschuhe, Zelte, Schlauchboote, medizinische Gummiartikel sowie Spezialprodukte für die Wehrtechnik. Die breite Produktpalette machte das Unternehmen mit 680 Beschäftigten (1910) zum größten Arbeitgeber des Stadtteils. Am 3. Juni 1910 landete die „Clouth“ auf dem Platz vor der „Militätluftschiffhalle Bickendorf“. Nach dem Tode von Franz Clouth übernahm im September 1910 dessen Sohn Max die Geschäftsführung der GmbH,  die weiterhin der Witwe und den Kindern des Verstorbenen gehörte.

Kernbereiche wurden zunehmend industrielle Formartikel (etwa für die Kfz-Branche) und Fördertechnik. Am 22. April 1920 erfolgte die Umwandlung in eine AG (Rheinische Gummiwarenfabrik AG Franz Clouth) mit einem Grundkapital von 6,5 Millionen Mark. Dieses wurde 1925 vollständig vom Konkurrenten F&G Carlswerk AG übernommen. In jenem Jahr erfolgte eine umfangreiche bauliche Erweiterung der Fabrik (Hallen 17, 18b) mit dem Pavillon (Tor 2). Ab 1939 war das Werk fast ausschließlich mit Kriegsproduktion ausgelastet. Deshalb fanden erstmals am 13./14. März 1942 gezielte Luftangriffe gegen Clouth statt, die bereits eine Zerstörung von etwa 70 Prozent anrichteten. Am 15. Oktober 1944 wurde das Werksgelände bei erneuten Luftangriffen zu 90 Prozent zerstört, am 6. März 1945 erfolgte die Werksbesetzung durch US-Soldaten. Bereits im Oktober 1945 lief die Produktion wieder an, da Förderbänder aus Köln im Aachener Revier und im Rheinischen Braunkohlenbergbau dringend benötigt wurden.

Nachkriegszeit

Der so sehnsüchtig erwartete Frieden kann zunächst in Gestalt der alliierten Truppen als Besatzungsarmee; einschneidende Erschwerungen des Geschäftsverkehrs waren damit verbunden. Anfang 1919 mussten zum Beispiel alle Briefe offen sein. Sie wurden zur Prüfungs-Abstempelung zur Handelskammer gebracht und konnten erst mit deren Visum versandt werden. Der Telefon-Verkehr nach auswärts war gesperrt. Telegrammen Versand war nur möglich, wenn die Telegramme von der Handelskammer abgestempelt und von der englischen Zensur freigegeben waren. Dieses geschah aber nur zu bestimmten Stunde. Der Versand an Frachtgut war zunächst ganz gesperrt, jedoch konnten Anträge für die Erlaubnis des Versandes bei der Besatzung-Abteilung eingereicht werden und zwar jeder Antrag in fünffacher Ausfertigung, drei Deutsche, ein englisches und ein französisches Exemplar. Die Genehmigung dauerte mindestens 8-14 Tage, oft noch viel länger. Ab Juli 1919 wurde der Versand wieder freigegeben.

Mit dem Ende des Krieges konnte die Anfertigung der normalen Fabrikationsartikel noch nicht wieder in Gang kommen. Das Rohrmaterial, insbesondere Kautschuk und Baumwolle, soweit überhaupt vorhanden, waren nur für die notwendigsten Artikel greifbar. Ein großer Bedarf bestand an Fahrradschläuchen und Fahrraddecken. Die Firma nahmdie Fabrikation diese Artikels wieder auf und bereits im Juni konnten die ersten Schläuche und die Fahrraddecken von Dezember 1919 ab wieder geliefert werden. Vollgummireifen wurden ab Juli 1919 wiederhergestellt und haben sich infolge ihrer hervorragenden Qualität sofort gut eingeführt. In technischen Artikeln waren die Aufträge sehr zahlreich eingelaufen. Man beanspruchte deshalb eine Lieferzeit von drei Monaten und manchmal noch mehr. Aufträge von neuen Kunden mussten mit Rücksicht auf die alten, treu gebliebenen Kunden verzögert oder sogar zurückgegeben werden.

Die Fabrikation von Gummifäden war, nachdem die Heeresverwaltung keinen Bedarf mehr hatte, stillgelegt worden. Im September 1919 kam diese wieder in Gang; der Bedarf war ungemein groß und die Bestellungen gingen so zahlreich ein, dass ab Dezember keine neuen Aufträge mehr angenommen werden konnten. Die Herstellung von Kinder-Spielbällen war zunächst noch verboten. Anfang August konnte mit der Anfertigung wieder begonnen werden. Die ganze Fabrikation war außerhalb des Syndikate verkauft, dieses trat aber ab Dezember wieder in Tätigkeit und von da ab ging der Vertrieb wieder über das Syndikat

Am 23.3.1898 war der älteste Sohn von Franz Clouth, Max Clouth, vom Vater mit Collectiv Prokura bestellt worden. 1901 wurde Max vom Vater als Teilhaber aufgenommen und die Firma wurde in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, als Geschäftsführer wurden am 1.März 1901 Franz Clouth und Sohn Max bestellt.. Als Max Clouth im September 1951 starb, endete das gemeinsame Interesse der Familie Clouth am Unternehmen. Der Gummiballon Clouth VIII startete im Dezember 1952 vom Bonner Verteilerkreis aus – Max Clouth erlebte den Start seines Hobbys nicht mehr. Stahlseilgurte wurden ab 1955 produziert, die Großproduktion konnte 1957 beginnen. Nun gab es eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, die sich auch im Wachstum der Mitarbeiterzahlen niederschlug. Waren 1951 lediglich 700 Arbeiter beschäftigt, so stieg ihre Zahl 1961 auf 2.100, um 1962 den Höchststand von 2.241 Beschäftigten zu erreichen.Im Jahre 1966 hatte der Reifenhersteller Continental AG 50 Prozent des Aktienkapitals von F&G erworben, sodass  nun einer der Abnehmer der Clouth-Produkte Gesellschafter wurde.                                                                                                                                                                                                                          

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Sog. "Kölner Ei"

Die innovative Produktpalette der Firma Clouth ermöglichte Erfindungen, die zu insgesamt 30 Patenten führten.[6] Ein Schwingungstilger ist das als „Kölner Ei“ bekanntgewordene elastische Schienenlager. Das "Kölner Ei" wurde von Herrn Hermann Ortwein, Mitarbeiter der Firma Clouth Gummiwerke in Köln-Nippes entwickelt und am 30. Juni 1978 zum Patent angemeldet. Es erhielt die Ordnungsnummer 1403C. Das "Kölner Ei" wurde erstmals 1978 auf der Strecke Ebertplatz - Lohsestraße eingebaut. Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse (Körperschallreduzierung) wurde das "Kölner Ei" kurze Zeit später auf 1500 Meter Länge im Gleis der KVB (Kölner Verkehrsbetriebe) eingebaut. Viele weitere Streckenabschnitte folgten. Der Einbau erfolgte überall dort, wo eine Schotterbettung für Gleise unerwünscht war, etwa bei Haltestellen. Die schalldämmende Erfindung wurde allein in Köln 30.000 Mal installiert und ist weltweit im Einsatz.

Das Patent „ISAD“ war als Ersatz für Anlasser, Schwungrad und Lichtmaschine im Auto gedacht und führte zur Gründung des Clouth AG-Tochterunternehmens ISAD-Systems GmbH im Jahre 1997.

Ab 1982 wurde als "Clouth Gummiwerke AG" firmiert mit dem neuen Gesellschafter (50 Prozent) Philips Kommunikations Industrie PKI und Continental AG (50 Prozent). 1982 war die Werksfläche auf 146.000 Quadratmeter angewachsen. 1988 entstand eine Hochleistungsfertigungsstraße für Stahlseilgurte, deren 90 m lange Anlage Stahlseilgurte mit einer Jahreskapazität bis zu 80.000 Metern produzieren konnte. Ab 1987 geriet die Clouth AG in eine Unternehmenskrise, ausgelöst durch Produkthaftungen für fehlerhafte Produkte, eingesetzt in einem Bereich, in dem man sich noch nicht richtig auskannte (Kraftwerkesbau und Filtertechnik) und mit wenig dazu qualifiziertem Personal. So führte dies zu erheblichen Verlusten, und 1989 war die Talsohle der Krise erreicht. Continental erhöhte 1990 seine Beteiligung auf 98,29 Prozent am Aktienkapital, nachdem im März 1990 das Bundeskartellamt zugestimmt hatte.

Ende des Gesamt-Unternehmens CLOUTH ab 2005 (Förderbänder & Walzen 2015)

Keiner der Firmenbereiche war "pleite", Förderbänder, Walzen u.a. wurden weiter am mittlerweile auch Lage mäßig wirtschaftlich gesehen ungünstigen Groß-Firmen-Standort Köln-Nippes produziert. Im politischen Hintergrund, in dem die Politischen "Grünen" mittlerweile ebenso firmenfeindlich mitmischten wie interessierte Immobilieninstitute, die sahen, daß Nippes bei der neuen Jugend als Wohnsitz sehr interessant geworden war, bestand also ein ganz anderes eigennütziges Interesse am Verschwinden der Arbeitsplätze und dazu gehörigen Gebäuden.

Ratsbeschluß der Stadt Köln

Einer der Hauptproduktionszweige, das gummierte Gewebe ( z.B. am Anfang englische Mäntel Makintosh; siehe links!; später Zelte und Ballonhüllenstoff), wurde am 31. März 1992 eingestellt. In jenem Jahr war die Krise überwunden. Schließlich wurde zur weiteren Sanierung die Verschmelzung der Clouth Gummiwerke AG mit der Continental AG rückwirkend zum 1. Januar 1997 beschlossen, wo die mit erheblichen Verlustvorträgen belastete Clouth AG zum Bereich der ContiTech gehörte. Dabei wurden die Transportbandsysteme in die Transportbandsysteme GmbH (Werk Clouth) eingebracht. Ein Bereich wurde nicht mit verschmolzen, sondern kam über die Clouth Gummiwalzen GmbH & Co. KG (Bergheim) zum Konzern der C. Hilzinger-Thum Gruppe (Tuttlingen). Am 17. Juni 2003 wurde von der Stadt Köln beschlossen, das inzwischen 160.000 Quadratmetern große Firmengelände zu erwerben, um es für Wohnungsbau und „nicht störendes Gewerbe“ zu nutzen. Dabei war zu berücksichtigen, dass die Bebauung an der Niehler Straße unter Denkmalschutz steht. Förderbänder wurden noch erfolgreich bis 16. Dezember 2005 hier hergestellt, seitdem ist die Clouth Gummiwerke AG ein Teil der Industriegeschichte Deutschlands, Produktion erfolgte nur noch in den Bereichen Förderband (Contitech( und Hilzinger-Clouth (Walzentechnik). Bis zuletzt nutzten zahlreiche Filmteams das verwaiste Clouth-Gelände für Aufnahmen und zum Kulissenbauen, der Zirkus Roncalli hatte seine Wagen in Hallen untergestellt. Künstler, hatten in den vergangenen Jahren vor 2012 in Halle 10 Ausstellungen und Konzerte organisiert und dort auch ihre Ateliers untergebracht.

Im Jahr 2009 begannen die Planungen, im April 2013 starteten die Abbrucharbeiten. Die Böden mußten nach Schadstoffen untersucht und saniert, die Werkshallen bis auf die Teile abgerissen werden, die teils unter Denkmalschutz stehen bleiben sollten. Auf dem freiwerdenden Gelände von ca. 14,5 Hektar (ca. 15 Fußballfelder groß) solle eine der größten Neubausiedlungen Kölns entstehen, hieß es. Es sei beabsichtigt, ca. 1.000 Wohnungen zu errichten. Daneben sollten Gewerberäume mit einer Gesamtfläche von ca. 25.000 Quadratmetern entstehen, sowie ein Atelierhaus der CAP-Künstler, die auf dem Gelände seit 1996 angesiedelt waren. Die Baumaßnahmen sollten bis 2018 abgeschlossen sein, was sich zwischenzeitlich bis 2017 aber mehr und mehr Richtung 2018/19 realisiert . Fernwärmeleitungen wurden verlegt, Baustraßen planiert, deren Verlauf den späteren 5 Straßen identisch voraus ging. Zu Hügeln aufgeschüttet, lag bald Geröll und Sand meterhoch.

Die fünf Straßennamen hatte  die Nippeser Bezirksvertretung festgelegt, ein Einfluß des Clouth-Industrie-Vereins läßt sich dazu nicht erkennen: "Seekabelstraße", "Kautschukstraße", "Am Walzwerk", "Auf dem Stahlseil", "Josefine-Clouth-Straße", Bezug nehmend auf die Witwe von  Franz Clouth. Die Grünanlage im Anlagen-Zentrum solle "Luftschiffplatz" heißen. Das neue Nippes-Quartier wurde bewußt als Mischgebiet konzipiert, mit Gewerbehof, einem Atelierhaus für Künstler des Vereins Cap Cologne, ferner ein Kinderkulturhaus mit angeschlossener Gastronomie und einer Kindertagesstätte. Das Viertel wurde angeblich von Anfang an vornehmlich für junge Familien entworfen; eine Residenz auch für Senioren war nicht vorgesehen, so ändern sich politische Lebensauffassungen, und das nicht unbedingt zum Vorteil der später ansässigen Bevölkerung.

Drei Werkshallen, das Verwaltungsgebäude sowie drei Pförtnereingänge sind denkmalgeschützt und wurden saniert. Baulich wolle man keine Architektenexperimente wie im Kölner Rheinauhafen, hieß es; man wolle "ein normales Stadtviertel". Aufgabe der Architekten war es nun, mit den Neubauten typologisch und strukturell auf die Anforderungen der verschiedenen Standorte im Zentrum und an den Rändern des neuen Kölner Quartiers zu reagieren und individuelle Ideen eines neuen städtischen Zuhauses für 3.000 Menschen zu realisieren und zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenzufügen. Das Clouth-Quartier entstand nunmehr mitten in Nippes, einem gewachsenen und lebendigen Stadtteil direkt an der Grenze zur Innenstadt. Nicht als eine Insel gedacht, sondern mit dem deutlichen Wunschplan einer Vernetzung mit seinem Umfeld . Aus Anlass des 50-jährigen Firmen-Jubiläums und zur Ehrung des Begründers hatte die Stadtverordnetenversammlung von Köln beschlossen, den neuen Straßenzug, der die Florastraße mit der Xantener Straße verbindet, Franz Clouth Straße“ zu benennen. Das Ändern der Florastraße ist ausgebaut worden, die Straße erhielt eine breite Mittelpromenade mit zwei Reihenbäumen und auf beiden Seiten einen fahrbaren und einen breiten Bürgersteig. Später ließ man diese Straßenanlage verkümmern, die Franz-Clouth-Straße war nur noch ein Anhängsel aufgrund weiterer sonstiger Bebauung. Man sieht, wie die Stadtregierungen von Köln mit verdienstvollen Kapitalisten umgehen, während andererseits Staat zerstörende Kommunisten alle möglichen Straßen- und Platzbezeichnungen füllen.

Die Erschließung erfolgte von Süd nach Nord, spätestens Anfang 2019 solle der letzte Baukran verschwunden sein. Wie man die Verdienste eines alten kapitalistischen Cölner Bürgers für die Stadt in linkslastiger Polit-Denke heute honoriert, zeigt die Entwicklung und Planung in Bezug auf die „Franz Clouth Straße“, die vom früheren Ausmaß her ohne hin nachkrieglich bereits deutlich geschrumpft war. Die "Seekabelstraße" verläuft entlang der alten Einfamilienhäuser, die einst Clouth-Mitarbeitern vorbehalten waren. Die Adresse lautete seit 1915 "Franz-Clouth-Straße", doch nach dem 1910 verstorbenen Industriepionier, Vermittler von zahlreichen kölner Arbeitsplätzen  seit 1868, heißt jämmerlich so jetzt nur noch der Pfad, der von der Florastraße abgehend in die Siedlung führt. Warum bekam Franz Clouth nicht namentlich eine der großen Wege/Straßen zugeteilt? Opfer einer kapitalistisch-feindlichen ideologischen Gesinnung der Entscheider? Wo war hier der "Clouth-Industrie-Verein" und sein Einfluß?

Die ursprüngliche Gesamtplanung mußte mehrmals aktuellen Entwicklungen angepasst. Wegen der starken Nachfrage nahm man etwa ein Grundstück an der Xantener Straße aus der Mischnutzung wieder heraus und widmete es zum reinen Wohngebiet um. Deshalb kamen letztlich  zwei Baugruppen, die ursprünglich auf der Warteliste standen, doch noch in die Planung. Die Zahl der Baugruppen erhöht sich damit auf zehn.

1.036 Wohnungen entstanden bzw. entstehen weiterhin bis 2019. Frei finanzierte, öffentlich geförderte, Eigentumswohnungen. Die Kaltmiete beträgt voraussichtlich zwischen 12,50 und 13,50 Euro. Beim Kaufpreis rechnete man  mit 4.000 bis 4.500 Euro pro Quadratmeter. Jedenfalls liefen/laufen die Verkäufe gut, weil die geplante Nachfrage stimmt.

Auch das Problem "Altlasten" war im Rahmen der Bautenerstellungen Problempunkt. In den letzten beiden Jahrhunderten war man unbekümmert, viele Firmen entsorgten Problemmaterial oft auf eigenem Grund durch "verbuddeln". Auf dem Clouth Gelände war das nicht anders. Auf rund 400 Quadratmetern Teil-Fläche im früheren Walzenbereich, des nun neuen Veedels mit rund 1000 Wohneinheiten, mußte man z.B. kontaminiertes Erdreich durch Kies und Grundwasserreinigung behandeln. Es ging dabei um das Lösungsmittel Toluol, welches von Clouth-Walzentechnik zu Walzenreinigungen benutzt wurde und noch in 2 Tanks im Boden vorhanden war. Das Material sei bis zu 10 m im Boden eingesickert, hieß es.

Im Boden fanden sich außerdem weitere Schadstoffe wie Arsen, Blei, Asbest neben dem Toluol, dem bezeichneten  Lösungsmittel, welches im Clouth-Walzentechnik-Werk bei der Walzenreinigung verwendet wurde. Überraschend fand man  beim Bodenaushub auch schwere Fundamente von Kautschuk-Wannen. Deren Entfernung war letztlich technisch umfangreicher als gedacht und mit ein Grund, warum sich die Abbrucharbeiten auf dem Gelände länger als geplant und teurer hinzogen.